Wassersicherheit muss im rheinischen Braunkohlerevier gewährleistet werden

Pressemitteilung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Rhein-Kreis Neuss

Anlässlich des fortschreitenden Kohleausstieges geraten die Folgen des Braunkohletagebaus auf den Wasserhaushalt der Region des rheinischen Kohlereviers in den Fokus. Am Samstag, dem 6. April 2024 organisierten die GRÜNEN Rhein-Kreis Neuss zusammen mit der zuständigen GRÜNEN Bundestagsabgeordneten Kathrin Henneberger eine Begehung der Sümpfungsbrunnen am Rande des Tagebaus Garzweiler II und informierten über die aktuelle Grubenentwässerung und die jetzigen wie zukünftigen Auswirkungen auf den Wasserhaushalt.

Birgit Wollbold, Sprecherin der GRÜNEN Rhein-Kreis Neuss erklärt dazu: „Wir fordern im Zusammenhang mit dem Tagebauende umfassende Informationen der Öffentlichkeit über den Zustand der Grundwasserkörper und der Oberflächengewässer. Wir verlangen die weitere Stützung der Oberflächengewässer sowie die Wiederherstellung eines naturnahen Gewässerzustands. Außerdem müssen alle technischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Verunreinigungen der Grundwasserkörper zu vermeiden. Dazu sollte die Einrichtung von Abfangbrunnen zur Klärung des Kippenabstroms geprüft werden.“

Kathrin Henneberger, MdB, erklärt weiter: „Für die Renaturierung der Tagebaue und die auf die Region zukommenden Ewigkeitskosten muss der Kohlekonzern RWE die finanzielle Verantwortung übernehmen. Zudem steht er in der Verantwortung dafür zu sorgen, dass die Bäche und Flüsse der Region, die seit der Zerstörung der Quellen künstlich mit Sümpfungswasser oder Kühlwasser gespeist werden, langfristig erhalten werden. Dies betrifft beispielsweise die Triet sowie den Gillbach.“

Hintergrund: Der Kohlekonzern RWE pumpt mit Hilfe sogenannter Sümpfungsbrunnen das Grundwasser rund um den Tagebau ab, um den Betrieb zu ermöglichen. Die Entwässerungsmaßnamen führen zu einer Grundwasserabsenkung in einem Gebiet von 3300 km². Es entsteht ein riesiger, nur langsam wieder ansteigender Absenkungstrichter. DieGrundwasserabsenkung hat massive Auswirkungen auf die Grundwasserleiter und die Oberflächengewässer. Die Grundwasserkörper haben sich entleert und die Oberflächengewässer wurden von der Grundwasserzufuhr abgeschnitten, so dass sie künstlich gesümpft, d.h. mit Wasser befüllt werden müssen.

Nach Beendigung der Braunkohleförderung, die mit dem Kohleausstieg auf das Jahr 2030 vorgezogen werden soll, will die Landesregierung NRW einen möglichst naturnahen und nachsorgefreien Wasserhaushalt wiederherstellen. Die Leitentscheidung 2023 des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE) verfügt die Entwicklung von Tagebaurestseen als naturnahe Seen und deren Befüllung durch die Rheinwassertransportleitung, die von Dormagen über das Verteilerbauwerk Allrath nach Hambach und Garzweiler II gelegt werden soll. Als Befüllungszeitraum werden 40 Jahre avisiert. Dem Nordrevier wird eine sichere Versorgung mit Trink-, Öko-, Ausgleichs- und Ersatzwasser zugesagt. Zusätzlich zu dem Monitoringbericht Garzweiler II wird eine neue Steuerungs- und Koordinierungsgruppe unter Leitung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (MUNV) zur Koordinierung der wasserwirtschaftlichen Folgen des Tagebaus eingerichtet.

Im „Hintergrundpapier Braunkohle“ (MUNV 2022) geht das nordrheinwestfälische Umweltministerium allerdings von einer Verschlechterung der wasserwirtschaftlichen Situation im Revier nach 2027 aus und plädiert für weitere Ausnahmegenehmigungen von dem im Wasserhaushaltsgesetz (WHG) festgelegten Bewirtschaftungsziel der Erhaltung oder Erreichung eines guten mengenmäßigen und chemischen Zustands des Grundwassers (§ 47, 1.3. Wasserhaushaltsgesetz).

Hauptproblem ist – neben Fragen zur Qualität des Rheinwassers – die Umlagerung des Bodens durch die Abbaggerung der verschiedenen Sedimentschichten. Dadurch kommt es im Kippenkörper zu Oxidationsprozessen v.a. zur Pyritoxidation. Schon in den 90er Jahren wurden Maßnahmen ergriffen, um solchen Oxidationsprozessen durch Lagerung oder Kalkung entgegenzuwirken. Steigt jedoch im Zuge der Wiederbefüllung der Grube der Wasserspiegel an, werden durch den Kontakt mit Wasser im Kippenkörper Sulfate sowie Eisen- und Wasserstoffionen freigesetzt. Es kann zu Versauerungsprozessen kommen. Außerdem können Schwermetalle gelöst werden. Vor allem das Sulfat kann auch außerhalb der eigentlichen Kippe zu einer weiterräumigen Verunreinigung durch den sogenannten Sulfatabstrom führen, der in die Grundwasserkörper eindringen und diese verunreinigen kann.

Schon jetzt soll in Grevenbroich nicht mehr, wie ursprünglich vorgesehen, Trinkwasser aus dem Korschenbroicher Feld entnommen werden, da dieser Grundwasserkörper von Verunreinigungen bedroht ist. Stattdessen soll eine 50 km lange Wassertransportleitung nach Moers gebaut werden, um die Stadt mit Rheinuferfiltrat zu versorgen.

Was die Oberflächengewässer, wie den Gillbach in Rommerskirchen oder die Triet in Korschenbroich, betrifft, ist bislang unklar, ob weiterhin noch Stützungsmaßnahmen erfolgen, damit diese Gewässer nicht trockenfallen.