Vielfalt in Aktion: Diversity-Workshop mit Rupy David

Aktive Mitglieder der GRÜNEN im Rhein-Kreis Neuss haben vergangenen Sonntag gemeinsam an einem Diversity-Workshop unter der fachkundigen Anleitung von Rupy David teilgenommen. Damit sind wir der Präambel unserer Satzung nachgegangen, das von den GRÜNEN NRW beschlossene „Statut für eine vielfältige Partei“ auch vor Ort im Rhein-Kreis Neuss umzusetzen.

Die Leitsätze des Vielfaltsstatuts möchten wir in Zukunft verstärkt in den Alltag unserer Parteiarbeit im Rhein-Kreis Neuss integrieren:

„Die Vielfalt unserer Partei ist unsere Stärke. … Unsere Politik hat das Ziel, gemeinsam mit einer starken Zivilgesellschaft die gleichberechtigte Teilhabe Aller zu erkämpfen und diskriminierende Strukturen zu überwinden. Wir sind auf vielfältiges biographisches Erfahrungswissen und vielfältige Perspektiven angewiesen, um als Partei umfassende Antworten auf Fragen zu finden, die uns als gesamte Gesellschaft betreffen.“

(Auszug aus der Präambel des Statut für eine vielfältige Partei, GRÜNE NRW.)


„Aber wo sind diese vielfältigen Perspektiven bei uns im KV Rhein-Kreis Neuss?“ Das fragen wir uns an diesem Sonntag selbstkritisch. Die Antwort darauf ist so komplex wie die sozialen (Macht-) Strukturen unserer Gesellschaft es sind. Wir loten im Workhop mit Rupy zunächst unterschiedliche Formen von Diskriminierung gemeinsam aus. Warum kommen wir bei einer Workshop-Übung spontan kaum auf Namen von Athlet*innen, denen eine oder mehrere der folgenden Zuschreibungen gegeben werden können: Frauen, Menschen mit sichtbarer körperlicher Behinderung, BiPoc*.

Probier’s auch mal aus: Kommst du, während du diesen Blog-Eintrag liest, ganz spontan und ohne Suchmaschine auf 3 Namen von Sptizensportler*innen, die nicht männlich und weiß sind? Und als Gegen-Übung: Kommst du spontan auf 3 Namen von männlichen, weißen Spitzensportlern?

Diese kleine Übung veranschaulicht aufschlussreich und beispielhaft die strukturellen Dimensionen von Diskriminierung, so auch die geringe Medienpräsenz von Paralympics oder Frauen im Spitzensport. Warum werden die einen Narrative marginalisiert, während andere Stories nahezu täglich in den Medien auftauchen? Und wie hängt dies unmittelbar auch mit der unterschiedlichen Bezahlung von Männern und Frauen im Spitzensport zusammen? Rupy führt uns anhand konkreter Beispiele aus dem Alltag auch vor Augen, wie sehr der Geldbeutel bei gesellschaftlicher Teilhabe eine Rolle spielt. „Teilhabe“, stellen wir fest, ist zurecht ein Lieblingswort in unserer Partei. Aber was bedeutet das Wort „Teilhabe“ eigentlich konkret – und wo fängt auch schon unsere Verantwortung im Kreisverband an?


Seit nunmehr 40 Jahren gibt es unsere Partei, die sich als erste überhaupt ein Frauenstatut gegeben hat und ihre Ämter und Listen paritätisch besetzt. Seit 40 (!) Jahren quotierte Redelisten. Eine aktive Verweigerung patriarchaler Macht-Strukturen und der pauschalen, platten gegensätzlichen Zuschreibungen, die sich so tief in die unsrige Gesellschaft und auch in die Darstellung binärer Geschlechter in den Medien eingebrannt haben. Diese Zuschreibungen lauten auch im Jahr 2023 noch viel zu häufig: „kompetent, durchsetzungsfähig, zäh, stark“ für Männer, die auf ihrem Standpunkt beharren. „schwierig, emotional, kompliziert, zickig“ für Frauen, die auf ihrem Standpunkt beharren. Und überhaupt, was ist mit den Menschen, die sich weder als Frau noch als Mann definieren – und so auch von außen nicht wahrgenommen, gelesen, werden möchten? Mehr als ein Mal fällt unter den Workshop-Teilnehmer*innen der Verweis auf den aktuellen Blockbuster „Barbie“, der die strukturelle Geschlechterdiskriminierung in der westlich-kapitalistischen Gesellschaft punktgenau zu spiegeln vermag.

Die Köpfe rauschen zur Mittagspause, neben vielen Impulsen macht sich vor allem Wut breit – begleitet von dem Willen, aktiv Veränderungen anzustoßen. Auch vor Ort, in unserer Art, miteinander zu kommunizieren und Mitglieder zu fördern. Unterschiedliche Mitglieder benötigen auch unterschiedliche Formen der Unterstützung.

Rupy David hat das alles drauf. Sie hat in Duisburg, Ankara und Mainz Internationale Beziehungen und Empirische Demokratieforschung studiert. Als KV-Sprecherin in Leverkusen kennt sie die Herausforderungen ehrenamtlicher, kommunalpolitischer Zusammenarbeit. Rupy ist außerdem vom Landesverband zur Trainerin für Diversity ausgebildet worden und sitzt als Delegierte auch im Landesdiversitätsrat der GRÜNEN NRW. Sie bietet in ihrer finalen Workshop-Phase Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen für unsere Parteiarbeit vor Ort an und macht uns Mut, am Ball zu Bleiben, unsere Netzwerke auszuweiten und den Pfad, den wir eingeschlagen haben, weiter zu verfolgen.


Das Fazit des Workshops lautet für alle Teilnehmer*innen an diesem Sonntagnachmittag: Die GRÜNEN im Rhein-Kreis Neuss möchten die Vielfalt in ihrer Partei intensivieren und stärker in ihr Programm integrieren. Sie wollen gemeinsam Hürden abbauen und ihre Verantwortung wahrnehmen. Der Kreisverband hat hierzu die „AG Vielfalt“ ins Leben gerufen, um dieses Ziel zu verfolgen.

Auch auf Landesebene tut sich derzeit Einiges bei den GRÜNEN NRW: Die offiziell vom Landesverband anerkannte Gliederung BUNTGRÜN wurde letztes Jahr von Mitgliedern ins Leben gerufen und dient als Safe Space und als Netzwerk. Ein Landesdiversitätsrat findet einmal im Quartal statt (das Pendant dazu ist der Bundesdiversitätsrat auf Bundesebene). Am 19. August fand darüber hinaus der erste Antirassismus-Kongress statt.


Und du?

Du bist Mitglied im KV Rhein-Kreis Neuss und möchtest dich ebenfalls für Vielfaltsthemen und Anti-Diskriminierung stark machen? Schreib mir doch gerne eine Mail an:  Sarah.clemens@gruene-rkn.de

Du bist selber z.B. BiPoc* und möchtest mehr über die landesweite Gliederung „BUNTGRÜN NRW“ wissen? Na klar, besuche doch einfach: Link
Und folge BUNTGRÜN NRW auf Instagram: @buntgruen

Du bist im Vorstand eines GRÜNEN KVs und interessierst dich für den Diversity-Workshop von Rupy David? Hier geht’s lang: Link

Du möchtest das Vielfaltsstatut der GRÜNEN NRW lesen?
Gerne: Link

Sarah Clemens

Sprecherin

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN KV Rhein-Kreis Neuss

* Die Abkürzung „B(I)PoC“ ist ein Begriff, der sich auf Schwarze, Indigene und People of Color bezieht. Mit dem Begriff sollen explizit Schwarze und indigene Identitäten sichtbar gemacht werden, um Antischwarzem Rassismus und der Unsichtbarkeit indigener Gemeinschaften entgegenzuwirken (Universität Köln, Letzter Aufruf: 18.08.23, 13:15 Uhr)