Christa Thiée (85) findet klare Worte! 9. Mai 2017 Aus: NGZ-online vom 08.Mai 2017 Neuss. Als Kind erlebte Christa die Gräueltaten der Nationalsozialisten, anschließend wollte sie 75 Jahre lang nichts von Parteien wissen. Wieso sie nun doch einer beitrat, erklärt sie auf Facebook – und wird dafür gefeiert. Von Clemens Boisserée Wenn es draußen gewittert oder im TV Explosionen zu hören sind, zuckt Christa zusammen und wird blass. „Ganz sicher ein Trauma von damals“, sagt die 85-Jährige. „Damals“, das ist die Zeit ihrer Kindheit. Kurz nach ihrer Geburt kommen in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht, als sie sechs Jahre alt ist, bricht der Zweite Weltkrieg aus. Die Gräueltaten der Nazis haben Spuren in ihrem weiteren Leben hinterlassen. Über all das spricht die Hamburgerin, die Anfang der 60er Jahre nach Neuss gezogen ist, jetzt in einem Video auf der Facebook-Seite der Grünen NRW. Das Video wurde dort bislang 30.000 Mal aufgerufen und 230 Mal geteilt. Folgen der Flüchtlingskrise machen Christa Sorgen Inhalt von Facebook anzeigen Hier klicken, um den Inhalt von Facebook anzuzeigen. Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von Facebook. Inhalt von Facebook immer anzeigen Inhalt von Facebook anzeigen Hier klicken, um den Inhalt von Facebook anzuzeigen. Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von Facebook. Inhalt von Facebook immer anzeigen Es ist eure Zukunft!Christa, 85 Jahre, hat das dritte Reich miterlebt. Sie konnte mit Parteien nie etwas anfangen. Warum sie jetzt doch einer Partei beigetreten ist, erzählt sie im Video. Posted by BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN NRW on Mittwoch, 3. Mai 2017 Dass sich Christa einmal öffentlich in einem Video über Politik äußern würde, hätte sie selbst nie gedacht. Die alte Dame ist zurückhaltend, die Öffentlichkeit scheut sie und ihren Nachnamen will sie nicht preisgeben. Politisch sei sie durch die Erlebnisse der NS-Zeit „blockiert“ gewesen. Das galt auch für den Gedanken, in eine Partei einzutreten. Dann kam die Flüchtlingskrise und mit ihr das Erstarken der rechten Parteien überall in Europa – auch in Deutschland. „Man sagt immer, die Dinge oder auch die Politik wiederholen sich nicht. Das stimmt aber nicht“, sagt Christa, die in ihrem Umfeld plötzlich Stimmungen wahrnimmt, die ihr Angst machen. „Da sind einige nach rechts abgedriftet, denen ich das nicht zugetraut hätte.“ Und so wird sie nun doch selbst politisch aktiv. „Man muss sich jetzt in irgendeiner Form einbringen“, sagt die Seniorin, die heute südlich des Neusser Hauptbahnhofs lebt. Nur ein Prozent aller NRW-Grünen ist über 80 Im Herbst trat sie bei den Grünen ein, jener Partei, die vorwiegend junge, ökobewusste Akademiker anzieht. „Der Anteil unserer Mitglieder aus Christas Generation ist tatsächlich sehr gering“, sagt Grünen-Sprecher Oliver Koch. Genauer: Nur ein Prozent aller 12.700 Mitglieder in NRW sind 80 Jahre oder älter. Für Christa spielt das keine Rolle, sie sagt: „Es gibt in der ganzen Welt plötzlich wieder Menschen, die den Klimawandel leugnen. Wir müssen lauter werden, viele von uns müssen lauter werden.“ In den Kommentaren auf Facebook wird die Neusserin dafür gefeiert. „Sehr stark, eine kluge Frau. Ich bin sehr beeindruckt“, schreibt ein User. „Toll, dass sie sich im hohen Alter noch so einbringt“, meint ein anderer. Als Großmutter von sieben Enkelkindern will sie auch dem Nachwuchs ein Vorbild sein. Ihren öffentlichen Auftritt auf Facebook benutzt sie daher auch für einen Appell: „Der erste wichtige Schritt als erwachsener Mensch ist es, wählen zu gehen.“ Die nächste Gelegenheit dazu hat Nordrhein-Westfalen am 14. Mai. http://www.rp-online.de/nrw/staedte/neuss/gruene-in-nrw-neumitglied-mit-85-jahren-begeistert-auf-facebook-aid-1.6804631