„Zuviel Dünger auf dem Feld, geht erst ins Wasser, dann ins Geld“ 6. Februar 20178. Februar 2017 „Zuviel Dünger auf dem Feld, geht erst ins Wasser, dann ins Geld“ – mit diesem Slogan aus einer Kampagne des Umweltministeriums fasst Erhard Demmer, Fraktionsvorsitzender der Kreisgrünen, die Beratungen seiner Fraktion mit den beiden größten Wasserversorgern im Rhein-Kreis Neuss, der Kreiswerke Grevenbroich GmbH und der Stadtwerke Neuss GmbH, zum Nitratproblem im Trinkwasser zusammen. Zusammen mit Dr. Jörg Kaulitzky, dem technischen Leiter der Kreiswerke, stellte Geschäftsführer Stefan Stelten heraus, dass es sich beim Trinkwasser um ein gut überwachtes, qualitativ hochwertiges Lebensmittel handele. Die Zusammensetzung des Trinkwassers der drei Wasserwerke sei auf der Internet-Seite der Kreiswerke immer online verfügbar. Da der Gehalt der Nitratbelastung von den Kulturen in der Landwirtschaft abhängig sei, wirken Gewässerschutzberater (landwirtschaftliche Berater) darauf hin, dass die Landwirte eine bestimmte Pflanzung mit Zwischenfrüchten zur Stickstoffbindung (Nitratminimierung) vornehmen. Für diese Kooperation mit der Landwirtschaft würden die Kreiswasserwerke jährlich 150.000 € ausgegeben. Dr. Kaulitzky sagte, dass es eine intensive Betreuung einiger durch die Landwirtschaft verursachten Problembereiche in der Wassergewinnung gebe, im gemischten Trinkwasser für die Verbraucher aber die Grenzwerte weit unterschritten würden. Ob der seit 2004 stabile Wasserpreis weiter gehalten werden könne, hänge auch von den Kosten des Trinkwassergewinnung ab. Auch für Stephan Lommetz, Geschäftsführer der Stadtwerke Neuss Energie und Wasser GmbH, ist dies eine offene Frage. Er betont, dass das Trinkwasser im Versorgungsgebiet der Stadtwerke Neuss ein gut überwachtes, qualitativ hochwertiges Lebensmittel sei. Anders als bei den Kreiswerken Grevenbroich seien jedoch die Verhältnisse, speziell im Versorgungsbereich Neuss-Nord, durch die vorhandenen und landwirtschaftlich bearbeiteten Böden erschwert. Dort müsste durch einen teuren Prozess das nitratbelastete Grundwasser aufbereitet werden. Stefan Alef, Abteilungsleiter Anlagenplanung und -betrieb der Stadtwerke Neuss, stellte heraus, dass durch das anerkannte „Neusser Verfahren“ in der Versorgungsstelle Broichhof ein Drittel der Gesamtwassermenge biologisch aufgearbeitet werde. Der Nitratgehalt werde damit unter dem Grenzwert (und auch auf dem Niveau der 70er Jahre) gehalten. Auch seitens der Stadtwerke Neuss würden Kooperationen mit der Landwirtschaft – teilweise auch im Zusammenwirken mit den Kreiswerken – bestehen. Der Landwirtschaft würden finanzielle Mittel angeboten, um Problemböden im Rahmen einer freiwilligen Zusammenarbeit mit günstigeren Kulturen belegen zu lassen. Hans Christian Markert, grüner Landtagsabgeordneter und Umweltexperte, der sich seit Jahren mit dem Thema Wasser beschäftigt, hob in der sich anschließenden Diskussion hervor, dass „ wir seit 20 Jahren den zu hohen Nitratgehalt in unserem Grundwasser, einer wesentlichen Quelle für unser wichtigstes Lebensmittel, dem Trinkwasser, beklagen. Der Zusammenhang zwischen der Überdüngung unserer Böden mit Gülle und Mineraldüngern durch die industrialisierte Landwirtschaft und den Wasser-Belastungen liegt auf der Hand.“ Markert fordert daher zusammen mit den Kreisgrünen: „Nach dem Verursacherprinzip müssen Maßnahmen ergriffen werden, die über Gespräche und Anreize im Rahmen von bestehenden Kooperationen mit den Landwirten hinausgehen.“ Deutschland sei im Rahmen eines sogenannten Vertragsverletzungsverfahrens inzwischen auf europäischer Ebene verklagt. Ohne tiefgreifende Maßnahmen drohten Strafzahlungen von täglich bis zu 800.000 €, die dann wieder von allen Bürger*innen zu leisten seien. Markert regt deshalb an, die langangekündigte und von Bundes-Landwirtschaftsminister Schmidt (CSU) immer wieder blockierte Dünge-Verordnung endlich anzugehen. Außerdem dürften aber auch eine Gülle-Abgabe und eine Einbeziehung der Landwirtschaft beim Wasserentnahme-Entgelt, das die Industrie für die Nutzung des Gemeingutes Wasser zahle, kein Tabu sein. Umgekehrt müssten aber auch die Verbraucher die Arbeit und die Produkte der Landwirtschaft wert schätzen. Lebensmittelverschwendung und Billigfleisch würden nicht von den Landwirten gewünscht, sondern von den Verbrauchern hingenommen bzw. nachgefragt. Erhard Demmer hält die Wasser-Kooperation mit der Landwirtschaft „derzeit noch als Notmaßnahme“ für erforderlich, aber sie sei nicht die Lösung des Problems. „Stellen Sie sich vor, Sie fahren bei Rot über die Ampel und bekommen dafür noch Zuschüsse“, kritisiert er die bisherige Praxis der Nitratreduzierung.