Förderung der Quartiersentwicklung im Rhein-Kreis Neuss

Für die Sitzung des Finanzausschusses am 7. März 2018 haben wir beantragt, insgesamt € 400.000 aus den Einsparungen im Kreishaushalt 2018 bei der Hilfe zur Pflege (Produkt 50336010) und beim Pflegewohngeld (Produkt 050331011) zur Finanzierung der Förderung der Quartiersarbeit und des Projektes „Präventive Hausbesuche“ einzustellen.

Unsere Beschlussvorschläge:

  1. Die Kreisverwaltung wird beauftragt, Stellen für ein sozialraumorientiertes Quartiersmanagement einzurichten. Die anfallenden Kosten sollen jeweils zur Hälfte durch den Rhein-Kreis Neuss und durch die kreisangehörigen Kommunen oder kommunalen Wohnungsbauträger bzw. -genossenschaften getragen werden. Der Kreis stimmt das weitere Verfahren mit den Kommunen ab.
  2. Das Projekt „Präventive Hausbesuche“ wird flächendeckend im Rhein-Kreis Neuss realisiert und in die Sozialraumplanung eingefügt.

Begründung:

 Zu 1.

Sozialraumorientierung ist ein ganzheitliches Handlungskonzept. Es fördert die Eigeninitiative und eine solidarische Teilhabe an der Gesellschaft. Das Quartier bedeutet eine überschaubare, vertraute Wohnumgebung und erfüllt viele Funktionen: Wohnen, Arbeit, Bildung, Freizeit, soziale Kontakte, Nachbarschaftshilfe und Kontakt der Generationen. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung möchte selbstbestimmt und partizipativ alt werden. In der gewohnten häuslichen Umgebung wird nicht nur das seelische Wohlbefinden, sondern auch eine eventuelle Genesung positiv beeinflusst. Auch im Falle einer Pflegebedürftigkeit möchten die meisten Menschen ihre gewohnte Umgebung nicht verlassen. Die aktuelle Pflegebedarfsplanung Rhein-Kreis Neuss 2017 fordert über alle unterschiedlichen Szenarien hinweg als eine Handlungsempfehlung Quartiersansätze. Da der Rhein-Kreis Neuss in den oben genannten Produktgruppen Einsparungen erzielt, halten wir eine 50-prozentige Anreizfinanzierung für sinnvoll. Die andere Hälfte soll von der örtlichen Kommune oder den Wohnungsunternehmen getragen werden, weil ihre „Kunden“, die Bürgerinnen und Bürger, von mehr Lebensqualität im Quartier direkt profitieren. Zur Umsetzung eines Quartierprojektes bedarf es eines/einer Verantwortlichen, der/die das Quartiersmanagement übernimmt. Er/Sie sichert u.a. die Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner, koordiniert, regt Eigeninitiative, stärkt soziale Netze und begleitet einzelne Projekte im Quartier.

Zu 2.

Das Modellprojekt „Präventive Hausbesuche“ wurde schon 2012 im Sozial- und Gesundheitsausschuss und 2014 dem Kreistag als Antrag von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN vorgestellt. Vorbild war unter anderem die im Jahre 2004 entstandene Zukunftsinitiative Siegen-Wittgenstein 2020. Ziel war und ist es, ältere Menschen so lange es geht dabei zu unterstützen, in ihren eigenen vier Wänden zu bleiben. Falls Unterstützung erforderlich werden sollte, sollte diese bevorzugt ambulant geleistet werden. Durch die Betreuung vor Ort werden oft nicht mehr vorhandene Familienverbände ausgeglichen und so eine frühzeitige Reaktion bei Problemen ermöglicht. Neben Beratung gehört auch die Organisation von Hilfeleistungen zu den Aufgaben. Die Besuche sind natürlich freiwillig und für Seniorinnen und Senioren kostenfrei.  Auch der Datenschutz wird garantiert. Die stationäre Pflegebedürftigkeit soll so spät wie möglich in Anspruch genommen und dadurch perspektivisch Ausgaben eingespart werden. Mit dem Konzept der „Präventiven Hausbesuche“ sollen vorhandene Strukturen der Altenhilfe und Wohlfahrtsverbände nach dem Leitprinzip „ambulant vor stationär“ miteinander verzahnt werden.